Nichtehelichkeit als Normalität

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Beschreibung

„Unehelichkeit“ als Normalität in der Mitte des 19. Jahrhunderts: Eine mikrohistorische Studie über Familie und Sexualität. Außerhalb der Ehe geborene Kinder stellen heute keine Besonderheit dar. Ganz anders vor 200 Jahren: Im frühen 19. Jahrhundert stieg die Rate der unehelichen Kinder von zuvor zwei bis vier Prozent auf nun über 20 Prozent an, lokal – etwa im Südwesten des Großherzogtums Baden – sogar auf über 60 Prozent. Dieser enorme Anstieg wurde registriert, vielfach kommentiert und von bürgerlicher wie kirchlicher Seite häufig als bedrohlich empfunden. Karin Orth untersucht an zwei regionalen badischen Fallbeispielen und der Schweizer Metropole Basel die strukturellen Ursachen dieses Anstiegs und zeigt die Praktiken, Erfahrungen und Auswirkungen der „Illegitimität“ auf: „Männerbekanntschaften“ und der nichteheliche „Beyschlaf“, (verheimlichte) Schwangerschaft und Niederkunft, „Kindsaussetzung“ und „Kindsmord“ sowie das Gebären im Basler Bürgerspital. Im Zentrum stehen rund 400 ledige junge Frauen aus dem badischen Südwesten. Sie waren mehrheitlich in unterbäuerlichen Familien aufgewachsen, die in Baden „Unehelichkeit“ als Normalität lebten, und transferierten dieses Muster der nichtehelichen Familiengründung nach Basel. An ihrem Beispiel wird der Mikrokosmos der „Unehelichkeit“ exemplarisch analysiert.

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